Krieg der Esel

Satiren

von

SATIRE enthält das Böse, wenn auch nur in kleinen Dosen als Bosheit. Satire reizt mit feinen Nadelstichen, schädigt, kränkt, verletzt und kann auch starken Schmerz bereiten, wenn sie in schon bestehenden Wunden stochert. Satire tötet nicht mit groben Hammerschlägen, sondern verunstaltet, entstellt, verzerrt das Opfer in einer Weise, dass es wohl noch erkennbar bleibt, aber doch hinreichend verändert ist, um den Spott des Betrachters herauszufordern. Satire gebraucht die Spottlust, um aufmerksam zu machen. Somit ist Satire literarische Karikatur, und das Geheimnis ihres Erfolges liegt in der Lust des Menschen an der Erniedrigung seines Nächsten. Während das Opfer im Spott an Wert verliert, gewinnt der Spötter an Überlegenheit. Spott ist der Triumph des Schwachen: der Kleine fühlt sich größer, wenn er den Größeren klein macht. Der Lusteffekt besteht im relativen Positionsgewinn am Affenfelsen der gesellschaftlichen Wert­urteile.