Kurz und bündig

Epigramme

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Als die Sammlung mit Epigrammen von Erich Kästner 1950 erschien, gehörte sie zur gefragten Lektüre der Leser dieser Zeit. Epigramme hatten Seltenheitswert, aber Erich Kästners Epigramme waren dazu angetan, Leser und Kritik gleichermaßen herauszufordern und zu überraschen. Kästner fühlte sich als Dichter vor allem dem großen Aufklärer Lessing verpflichtet, der diese Kunst wie kaum ein anderer beherrschte. Epigramme, so hatte es Lessing einst formuliert, sind Sinnsprüche, die „Erwartung“ wecken und pointierend „Aufschluß“ geben. In seinem Vorwort zu KURZ UND BÜNDIG formuliert Kästner seine Vorstellungen und Absichten: „Das kleine Buch will die Leser, wenn nicht gar die Schriftsteller an eine Kunstform erinnern, die verschollen ist. Ist die Neigung, sich an diesen ’sinnreichsten Kleinigkeiten‘, wie Lessing sie genannt hat, an diesen ‚ witzigsten Spielwerken ‚ zu freuen, tatsächlich dahin? Das Epigramm ist tot? Es lebe das Epigramm!“