Land ohne Eigenschaften

Eine Reise durch Dunkeldeutschland

von

Überall Waschbeton. Darunter Glasfaserkabel. Hinter den Isolierfenstern sitzen einsame Gestalten, denen es so gut geht wie selten wem zuvor. Und sie haben Angst. Eine alles zerfressende, lähmende, schreckliche Angst. Willkommen bei der ersten verlorenen Generation des 21. Jahrhunderts, willkommen in Dunkeldeutschland.

Die Wirtschaft, ja, prima. Neues iPhone haben wir auch. Und so viele Superstars, dass wir ganze Gulags damit füllen könnten. Aber wir wohnen mit 25 noch zu Hause, „bis wir wissen, was wir vom Leben wollen“. Im Zweifelsfall Crystal Meth. 27 Stunden wach, mehr Zukunft kann man sich nicht mehr leisten. Die Zeiten von Rente, Bausparvertrag und überhaupt morgen sind vorbei. Nur 13% der Deutschen glauben, es werde ihren Kindern besser gehen als ihnen. Der neue Mensch sieht nicht in die Zukunft, er googelt sie nur. Trotz all seiner Möglichkeiten ist er so isoliert wie nie zuvor.

Wieso ist das Land so kreuzbescheuert? Wo kommen die Faschisten im Amt her? Wo sind diese ganzen Idioten, die anscheinend die Macht haben? Auf dem Land. Während die Welt sich rasend und gewaltig urbanisiert, bleibt die BRD ein Bollwerk des Provinziellen. Die Deutschen sind fleißig? Denen ist nur langweilig. Richtig schlimm wird es erst, wenn die Arbeit vorbei ist. Dann spalten sie sich in Subkulturen, eine hölzerner als die andere. Keine aber wirklich bewegend. Alle verwirklichen sich so was von selbst, wie die von Heulkrämpfen geschüttelte Hausfrau nie wieder Opfer sein wird. Alle verkriechen sich in ihre kitschigen Egofetische, alle haben nackte Angst.