Leben als Maschine?

Von der Systembiologie zur Robotik und Künstlichen Intelligenz

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Leben als Maschine ist spätestens seit der Renaissance eine wirkungsmächtige Metapher, die Menschen fasziniert und erschrocken hat. Die eigentliche Frage, die sich hinter der Maschinenmetapher verbirgt, zielt aber auf die Berechenbarkeit des Lebens ab. Gibt es Gesetze und Gleichungen wie in der Physik, mit denen Lebensvorgänge berechnet, erklärt und prognostiziert werden können? Mit den neuen Methoden der Biomathematik, Biophysik und Bioinformatik zeichnet sich diese Entwicklung in der Systembiologie ab. Synthetische Biologie baut Organismen nach den komplexen Schaltplänen der Systembiologie. Robotik orientiert sich zunehmend an kognitiven und intelligenten Organismen der Evolution. Auch Roboter haben dann komplexe Körper, mit denen sie ihre Erfahrungen und damit ihre Art von Intelligenz entwickeln. Im Kern der Debatte um Körperlichkeit (embodiment) des menschlichen Geistes und der Robotik steht die Einsicht, dass sich in einem kognitiven System ablaufende Prozesse nicht losgelöst von den körperlichen Gegebenheiten des Systems und seiner dynamischen Interaktion mit der Umgebung verstehen lassen.
Um die zunehmende Komplexität menschlicher Lebenswelt zu bewältigen, müssen technische Systeme adaptiver, autonomer und intelligenter werden. Wachsende Autonomie bedeutet aber nicht nur Probleme der Kontrolle und Berechenbarkeit, sondern auch von Ethik und Recht. Für Systembiologie, synthetische Biologie, Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) heißt das, komplexe Systeme von neuen Mikroorganismen bis zu kognitiven Robotern als Dienstleister des Menschen zu entwickeln und ihn als Maßstab der Technik zu achten.