Lebensbilder – Landesbilder

Geschichten aus und über Nordrhein-Westfalen

von ,

Es war im Februar 1980. Der russische Schriftsteller Semjon Lipkin bat den deutschen Moskau- Korrespondenten Gerd Ruge, den Abend mit dem Germanisten Lew Kopelew zu verbringen. Gerüchte machten es wahrscheinlich, dass Kopelew in dieser Nacht verhaftet würde. So saßen sie bis zum Morgengrauen in der Moskauer Küche, rätselten über die Umstände der Verbannung des Friedensnobelpreisträgers Andrej Sacharow, sie sprachen über die Dichterin Bella Achmadulina, die ein Gedicht auf Sacharow geschrieben und hektographiert in Umlauf gebracht hatte und dafür als Feindin eingestuft worden war, und sie sprachen über die Möglichkeiten für Lew und Raja Kopelew, nach Deutschland zu reisen. Ihnen war klar: Eine Rückkehr würde kaum möglich werden. Und so wurde Deutschland zur neuen Heimat für die Kopelews, Nordrhein- Westfalen wurde ihnen zur neuen Wirkungsstätte. Dass nun beide, Kopelew und Ruge, von der Düsseldorfer Landesregierung mit dem Staatspreis NRWausgezeichnet wurden, ist Zufall. Beide haben sich in besonderer Weise, wie die anderen Preisträger auch, um das Land zwischen Rhein und Weser verdient gemacht. Unter den Preisträgern, deren Lebensbilder dieser Sammelband nachzeichnet, finden sich ebenso bekannte wie in der
Öffentlichkeit weniger bekannte Persönlichkeiten: Künstler, Wissenschaftler, Gewerkschafter, Unternehmenslenker. So zählt die renommierte Choreografin Pina Pausch, die in der Provinz Kreativität tankt, ebenso zu den Preisträgern wie Lore Lorentz, die in Düsseldorf das Kom( m) ödchen aufgebaut hat. Oder Hermann Joseph Abs, der bedeutendste Bankier der Nachkriegszeit, dessen Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus heute diskutiert wird, oder Gerhard Richter, dessen Bilder für
Rekordsummen versteigert werden. Das vorliegende Buch wirft Schlaglichter auf ihr Schaffen, ihr Leben und ihre Beziehung zu Nordrhein- Westfalen.