Lebenserinnerungen

Lebensbericht eines Erziehungswissenschaftlers

von

Dieser „Lebensbericht eines Erziehungswissenschaftlers“ beschreibt gerade nicht das Leben eines, der einer bürgerlichen Familie entstammend, ausgezog, um zuerst Erzieher und Lehrer und dann Erziehungswissenschaftler zu werden. Vielmehr sind dies die Erinnerungen eines Mannes, der mit seinem Gymnasium auf Kriegsfuss stand, sich aber dennoch darum bemühte, geistige Unabhängigkeit und Urteilsfähigkeit in Sachen des menschlichen Lebens, auch und gerade im „Dritten Reich“, zu gewinnen und der sich dabei, von einigen Lehrern und später auch von einigen Professoren unterstützt, der klassischen und der modernen Literatur und der Philosophie bediente.
Groothoff hatte weder auf dem Gymnasium, noch während seines Wehrdienstes, noch am Anfang des Philosophiestudiums, zu dem er sich schliesslich entschlossen hatte, ein Berufsziel. Man würde sehen, wie sich die Dinge unter Hitler entwickelten. Vor dem Krieg hatte er bei Heidegger Philosophie studiert und auch eine persönliche Beziehung zu Heidegger gewinnen können; ein Heideggerianer ist er jedoch nicht geworden – dies hätte seiner Natur widersprochen.
1939 zum Kriegsdienst eingezogen, machte der Autor den Frankreich- und dann den Russlandfeldzug mit. Die Teilnahme am Russlandfeldzug gewann eine schicksalhafte Bedeutung für ihn – nicht zuletzt wegen eines Marsches mit einigen Kameraden hinter der russischen Front von Minsk bis Ostpreussen. Er hat Hitler hassen gelernt; es ist ihm auch die bürgerliche Gesellschaft nebst der traditionellen deutschen Bildung suspekt geworden.
Nach dem Krieg durfte Groothoff bereits im Herbst 1945 sein Studium fortsetzen, nunmehr in Hamburg. Er lernte dort Wilhelm Flitner kennen und hörte erstmals etwas über Pädagogik. Entscheidend war aber, dass sein revidiertes Verständnis von Selbstbildung ihn zu einem Nachdenken über Bildung nach dem Zweiten Weltkrieg veranlasste und darüber hinaus auf einem eigenen Weg zur Pädagogik führte.
Der Verfasser arbeitete zuerst in der Erwachsenenbildung, namentlich in Volkshochschulen, dann in der Lehrerbildung an Pädagogischen Hochschulen und schliesslich in der Universität zu Köln. Dort kümmerte er sich um die seiner Meinung nach unverzichtbare Beziehung zwischen Philosophie und Pädagogik, um die Entwicklung eines kritischen historischen Bewusstseins der deutschen Bildungs- und Schulgeschichte und um die Berücksichtigung der „Selbstbildung“ der Jugend an unseren Schulen, verlor dabei aber die Erwachsenenbildung nie aus den Augen.