Lebensnahe Mimesis III

Darstellende Gedichte

von

Wir leben heute in einer herz-, gefühl- und gedankenlosen, weil sprachlosen, Zeit. Das Rechnen mit Quantitäten verdrängt alles Denken in Qualitäten. Äußerliche Namen sind an die Stelle von Wesensbezeichnungen getreten. Der Mensch ist seinem Wesen entfremdet, seines Lebenssinnes beraubt. Die Dichtkunst ist verstummt.

Uns sind die Urbilder (die Ideen) abhanden gekommen, welche durch Mimesis wieder zur Sprache gebracht werden können. Die Natur wird durch Ideen bestimmt. Ding, Pflanze und Tier sind eingebettet in die Natur und können ihr Wesen nicht verfehlen. Allein der Mensch ist frei. Er kann deshalb sein Wesen verfehlen, es aber auch übertreffen. Durch eine umfassende Orientierung im Reich der Ideen erhält er Anregung für selbstgesetzte Ideale, nach denen er streben darf.

Ideen und Ideale haben zeitlose Geltung. Trotzdem kommen sie nicht von außen, sondern wohnen in den Tiefen unseres Vorbewussten. Hier befinden sich auch die Wurzeln für das Leben unserer Muttersprache. Es ist nun die Aufgabe der Dichtkunst, der Poesie, der sprachlichen Schaffenskraft, diese Schätze ins Licht unseres Bewusstseins zu heben. Dadurch können wir wieder mit dem Wesentlichen vertraut werden.

Die Verfasserin, Jahrgang 1943, aufgewachsen in einer kinderreichen Familie, war beruflich tätig als Grundschullehrerin im bayerischen Schuldienst. Sie lebt mit ihrem Mann zurückgezogen in einem kleinen schwäbischen Dorf.