Lebensraum Habichtswald

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Eng verzahnt mit dem größten Bergpark Europas, ist der Habichtswald für viele Kasseler und Nordhessen seit langem ein beliebtes Ausflugsziel. Neben Natur und seltenen Tieren gibt es so einiges Interessantes im Habichtswald zu entdecken: die Waldschule, das Luftbad Waldwiese, die Künstlernekropole, das Segelfliegen auf dem Dörnberg. Wer sich näher darüber informieren wollte, der suchte danach bislang vergebens.
Der von Thilo F. Warneke herausgegebene Sammelband informiert aus der Sicht unterschiedlicher Fachdisziplinen über alles Wissenswerte: Er stellt den Habichtswald als Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen, die teilweise vom Aussterben bedroht sind, dar und beleuchtet Themen wie Forst und Waldwirtschaft, Landwirtschaft, Geologie und Archäologie.
Weniger bekannt ist, dass der Habichtswald mit seinen basaltischen Decken das nördlichste geschlossene Vulkangebiet Deutschlands ist. Hügelgräber zeugen von früher Besiedlung. Eine Aufgabe des Habichtswaldes war es, für die Bevölkerung und später die Industrie Holz bereitzustellen. Etwa 400 Jahre lang wurde Braunkohle vom „Erbstollen“ im Habichtswald über die Kohlenstraße in die Stadt gefahren. 1909 attestierte der Bergrat Wigand-Homberg am Habichtswald dem „Bergbau auf Braunkohlen einen flotten Betrieb“.
Der Habichtswald war ehemals landesherrlicher Wald und ist heute überwiegend Eigentum des Landes Hessen. Der landeseigene Betrieb Hessen-Forst pflegt und bewirtschaftet die Flächen. Bereits seit 1820 sind forstliche Betriebswerke bekannt, die schon früh das heute moderne Prinzip der Nachhaltigkeit, also nicht mehr zu nutzen als nachwächst, formulierten und damit die moderne Forstwirtschaft begründeten. Durch seine Insellage im zentralen Siedlungsraum musste der Wald vielfältige und sehr starke Nutzungen verkraften, bis die Strategie der Nachhaltigkeit die Entlastung brachte.
Der Artenreichtum des Waldes ist auf die verschiedenartigen Gesteine des Habichtswaldes zurückzuführen: Basalt, Kalk, Bundsandstein und Röt. So gibt es viele Orchideenarten, Seidelbast, Wacholderhuten, Kalkmagerrasen und Magerwiesen zu bewundern.
Weitere Besonderheiten sind das Luftbad Waldwiese, ein in seiner Gesamtheit fast unversehrtes authentisches Zeugnis der Naturheil- und Reformbewegung in Deutschland, sowie die Waldschule der Stadt Kassel, in der Kinder schon seit den 1920er Jahren naturnah lernen können. Einer der ältesten Segelflugplätze der Welt liegt am Dörnberg. Er wurde als „Segelflugplatz Zierenberg auf dem Dörnberg“ am 29. Juni 1924 offiziell eingeweiht und war eines der bekanntesten Segelfluggelände seiner Zeit.
Der Habichtswald als Quelle der barocken Wasserkünste des Schlossparks Wilhelmshöhe ist ein weiteres Thema des Buches. Der Gartenhistoriker der Museumslandschaft Hessen Kassel und Leiter des Fachbereichs Bergpark, Siegfried Hoß, erläutert, woher das für die Wasserkünste benötigte Wasser stammt. Hoß, der das Anmeldeverfahren für den Bergpark Wilhelmshöhe zum UNESCO-Weltkulturerbe mitbetreut hat, zeigt auf, wie vielfältig die Quellen des Habichtswaldes dafür genutzt werden.

Der „Lebensraum Habichtswald“ lädt ein, die vielfältigen Spuren von Vergangenheit und Gegenwart ebenso wie die zeitlose Naturschönheit des Habichtswaldes zu entdecken oder vielleicht auch wiederzuentdecken.

Die Beiträge für den Band schrieben Günter Boller, Jürgen Düster, Jörg Homburg, Siegfried Hoß, Frank Kersten, Reiner Kunz, Helmut Schade, Dirk Schwarze, Brigitte Warlich-Schenk, Thilo F. Warneke und Uwe Zindel.