Lebt der alte Tod noch?

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Gern ins Auge gefasst werden sie nicht, die letzten Dinge. Und noch weniger ihr Repräsentant: der alte Tod. Oft totgesagt, ist er nicht umzubringen. Nie wirklich gesehen, wirkt er unverwüstlich. Er ist unbeliebt, ja. Wohl zu Unrecht, denn er hat alle guten Eigenschaften der Erfolgreichen, die wir sonst so bewundern. Seine Abschlussqualität ist beispielhaft, liegt sie doch bei verlässlichen hundert Prozent. Er hat eine Lösung für jedes Problem; selbst Technokraten, Investoren und unersetzbare Führungsgrößen überzeugt er letztlich. Er agiert hintergründig, aber nachdrücklich. Sich auf seine Spuren zu begeben, hat kein Ende und wirkt paradoxerweise belebend.
Diese Spurensuche nach den letzten Dingen der Menschen und dem alten Tod betreibt Hans Kumpfmüller in seinem neuesten Buch mit der ihm eigenen Leidenschaft, und die führt ihn oft – wider Erwarten – auch zu Szenen von unwiderstehlicher Komik.
Gemessene Heiterkeit, eine Weite der Perspektive, eine Fülle der Zeichen kommen ins Text-Bild-Geflecht des Buches, das ein Spiel mit Geschichten und Fotografien, mit Wort und Symbol, mit Licht und Schatten, mit ewigem Leben und erleichternder Endlichkeit entfaltet.

Hans Schusterbauer