lektur sappho&hafis

Poesie vom Balkan bis Persien

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In der Definition der neuen Poesie-Reihe Sappho&Hafis steht ‚… Poesie aus den Sprachen des Balkans und Vorderasiens‘. Und nun beginnt die Reihe schon mit einer Ausnahme (weitere Überraschungen sind geplant): Schwedisch ist die Sprache, in der die eine Namensgeberin der Poesie-Reihe gewürdigt wird – Jesper Svenbro ist einer der berühmtesten Lyriker Schwedens und zugleich einer der besten Kenner der altgriechischen Literatur. Seine Sappho-Fragmente sind sowohl eine Hommage an die ‚größte Dichterin des Altertums‘ als auch die kreative dichterische Verbindung zwischen der Dichtung aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert und der Welt von heute. In seinem den Gedichten beigefügten Essay ‚Ich schreibe, also werde ich sterben‘ zeigt Svenbro in begeisternder Manier die Schlüsselstelle auf, an der erstmals orale Literatur aufgeschrieben worden ist, nämlich von Sappho. Sappho transkibierte ihre Gesänge in ein neues Medium, in die geschriebene Sprache. Erstmals gab also eine Dichterin ihre Texte von sich weg an einen Leser oder eine Leserin. Sapphos Gedichte sind ihre Töchter. Sie würde mit ihren gesungenen und gespielten Liedern sterben, die geschriebenen Texte würden weiterleben in den LeserInnen. Die Gedichte ‚Sappho-Fragmente‘ sind nicht Anlehnungen an die Gesänge Sapphos; sie sind selbständige Bilder aus unserer Gegenwart mit Kriegen, Eroberungen, persönlichen Gefühlen, politisch-gesellschaftlichen Anliegen, die immer wieder über die Jahrhunderte an Sappho anklingen, Beziehungen herstellen mit dieser so ganz andern, scheinbar fernen und schließlich doch uns nahen Welt.