Les chambres

Malerei

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Man braucht ein Entrée für dieses Haus gegenüber: Angelockt wurde die Künstlerin von den rätselhaften Einblicken – denn manchmal wurden die schweren Vorhänge zur Seite geschoben und das Licht des Tages erlaubte, in eine andere Zeit, in eine andere Welt hin – einzuschauen. Rokkoko-Tapeten, Plüsch möbel, Brokat. Rot. Eine Spiegelung? Oder nur ein Schatten? Und die Vor hänge schlossen sich wieder. Tanja Nittka wollte eintauchen in dieses Ambiente, die Kulisse für käufliche Lust. Sie erbat sich einen Termin mit der Dame des Hauses, kam außerhalb der Öffnungszeiten, ging durch die Räume, sammelte fotografische Skizzen, die aufgrund des wenigen Lichtes nur noch für sie lesbar waren und sich in der Erinnerung zu Bildern verdichteten – zu Malerei. Tanja Nittkas Arbeit ist keine Bilderserie über Prostitution oder Sexualität, ihr liegt keine moralische, politische oder soziale Aussage zugrunde. Sie erlaubt dem Betrachter allein zu sein – in den Zimmern. Ihr Interesse ist rein malerisch, wobei sie eine überraschende Komplizenschaft entdeckt: die Ambiance, die sie zeigt, ist in ähnlicher Weise auf die Erzeugung von Illusionen angelegt, wie dies die Malerei bei der Erschaffung von Bildern tut. So zeigt Tanja Nittka die Räume mit Vorliebe über Spiegel, widmet ihre Aufmerksamkeit der kalkulierten Wirkung von Teppichen, Tapeten und Draperien. Ihr Blickwinkel ist dabei inspiriert von französischen Malern wie Vuillard und den
Bildausschnitten des Japonismus. So wird aus den Kulissen, die trivial, klischeehaft und kitschig zu sein scheinen, unversehens – Kunst!