Lichtbild

Fotografien 1955–2006

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Mit dem Band ‚LICHTBILD‘ vervollständigt der Fürstenfeldbrucker Künstler Reiner Amann seine Trilogie, der bereits die Kunstbände ‚GESTALT‘ (2004) und ‚BILDWERK‘ (2005) vorausgegangen sind. Das vorliegende Buch enthält ausgewählte Fotografien aus der Zeitspanne von 1955 bis 2006 und dokumentiert Amanns Leidenschaft für die lichtbildnerische Aufnahme von Mensch und Umwelt und für das Festhalten wechselnder Zustände des atmosphärischen Lichts. Es ist ein außergewöhnlicher Fotokunstband, denn Amann sieht neue und fesselnde Bilder in Dingen, an denen andere achtlos vorübergehen; er entdeckt grafische und ästhetische Reize dort, wo niemand sie erwartet.

Die Fotografien Reiner Amanns sind ausnahmslos analog, also ohne digitale Kameratechnik entstanden und von der manipulatorischen X-Beliebigkeit moderner Computer-Bildbearbeitungsprogramme völlig unbeeinflusst geblieben. Amann bevorzugt die authentische Fotografie. Er erkennt und fixiert die Bildwirksamkeit eines Objekts bereits am Ort und zum Zeitpunkt der Aufnahme. Der größte Teil der in diesem Buch abgebildeten Werke verkörpert den Typus der ‚reinen Fotografie‘ – also den Abzug eines einzigen Negativs, das durch eine einzige Belichtung mit dem Fotoapparat hergestellt wurde.

Gelegentliche Exkursionen auf dem Feld der experimentellen Fotografie beschränken sich bei Amann auf schöpferische Verarbeitungsprozesse in der eigenen Dunkelkammer. Er beherrscht eine Reihe von Verfremdungstechniken, aus denen neuen Abstraktionen und Kompositionen einer erweiterten Bildwelt entstehen: Fotogramm, Negativdruck, Solarisation, Sandwich, Fotomontage und Fotosequenz. Er lotet im experimentellen Foto die Möglichkeiten der Aufnahme- und Labortechnik aus, um konventionelle Sehgewohnheiten zu durchbrechen.

Dem Abbild der Außenwelt übergeordnet bleibt immer die Phantasie des Fotografen, der in seiner Bildsprache die Darstellung naturgegebener Situationen und Gegenstände persönlich interpretiert, vertieft und umdeutet. Ob Amann nun Menschen in ihrem Umfeld oder Natur und Landschaft fotografiert: immer versucht er das Lichtbild über das Abbild momentaner Wirklichkeiten hinauszuführen. Auch in den Motivbereichen Architektur, Wasser-Spiegelungen und Strukturen wird die Fotografie zum medialen Bestandteil künstlerischen Ausdrucks. Seine Arbeiten im abschließenden Kapitel Foto-Kunst stellen Gedankenverschiebungen zu den abgelichteten Kunstobjekten her und gewinnen dennoch eine eigenständige Bildwirksamkeit.

Wie schon in den vorangegangenen Bänden ‚GESTALT‘ und ‚BILDWERK‘ wollen die literarischen Korrespondenzen, die in Form von Gedichten und Zitaten mit den jeweiligen Bildern aufgenommen werden, nichts weiter als ein Kaleidoskop individueller Kunstbetrachtung in Gang setzen. Die Auswahl der Texte besorgte Werner Dreher, der auch wieder eine Einführung, diesmal in das lichtbildnerische Werk Reiner Amanns von den 1950er-Jahren bis zur Gegenwart, schrieb. Die Reproduktionen stellte Wolfgang Pulfer her. Gestaltung, Typographie und Satz übernahm wiederum ASKU-MEDIA.