Vor der Ehe spielte Geld für Jürgen keine große Rolle. Besaß er viel, gab er viel aus; hatte er nichts, brauchte er auch nichts. Er nahm es nie wichtig. Als sie heirateten, machte sich noch keiner Gedanken um diese etwas
zigeunerhafte Lebensweise. Monika konnte sehr gut sparen, also würden sie es schon schaffen. Strahlend legte ihr Mann seine Lohntüte auf den Tisch, als es das erste Gehalt gegeben hatte. Monika streckte sich einige Zentimeter höher und zählte es, ebenso stolz wie er, laut vor. Es waren 480 DM. Sie setzten sich, zogen den Tisch aus und schrieben gemeinsam kleine Zettelchen, die so aussahen:
Miete: 120 DM
Gas, Licht, Wasser: 20 DM
Straßenbahnfahrkarte: 36 DM
Haushaltsgeld: 200 DM
Taschengeld für Jürgen: 50 DM
Taschengeld für Monika: 50 DM
Spardose: ?
Sie legten den jeweiligen Betrag auf die Zettel und verschlossen alles in einer eisernen Kassette, die Jürgen extra für diesen Zweck selbst gebaut hatte. Aber geht es in dieser Ehe auch so weiter?
- Veröffentlicht am Donnerstag 28. November 2024 von edition fischer
- ISBN: 9783899506501
- 120 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur