Laura Marchig ist eine der wichtigsten italienisch schreibenden Autorinnen in Kroatien. Sie gehört einer Generation an, die im Sozialismus aufgewachsen ist, mit Rock ’n‘ Roll als Brot für die Seele, und zugleich mit der Sprache von Dante. Diese Generation, müde und verbraucht nach dem Krieg, einem Krieg für die Demokratie, ist geübt im Leben innerhalb einer anderen, der slawischen Kultur, und sie hat gelernt, diese Kultur zu lieben, die sie zumindest genauso gut kennt wie die eigene.
In ihren Gedichten thematisiert Laura Marchig die Randposition der italienischen Minderheit in Fiume/Rijeka, Istrien und in der Bucht von Kvarner, die sich immer mehr von Italien entfernt und sich zugleich von diesem Land der überwältigenden Tradition angezogen fühlt. Sie beschreibt sie als Ort kraftvoller Gefühle und Widersprüche, bestimmt von der slawischen Welt um sie herum, die „nach Honig und Zwiebeln“ riecht. Doch jeder Versuch, sich von diesem Ort zu befreien, schreibt sich für die Dichterin schmerzlich in ihren Körper ein, hinterlässt „Spuren an der Haut und bitteres Blut“.
Das lyrische Ich nimmt die Welt über die Sinnlichkeit wahr, eine bewusst weibliche Sinnlichkeit, die sich gibt und die mit allem Verfügbaren nimmt ? mit Händen und Brüsten, Augen und Lippen, Hüften und Bauch. Laura Marchigs Lyrik schöpft aus der Tradition der italienischen und der europäischen Literatur; doch die stärksten Impulse bilden die kroatischen Autoren, die sie übersetzt, und Autoren wie Enrico Morovich oder Fulvio Tomizza, die wie sie von einer geographischen Randposition aus geschrieben haben.
- Veröffentlicht am Donnerstag 4. November 2010 von Drava
- ISBN: 9783854356332
- 192 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik