Er klappt seine Flügel auseinander und ich die meinen,
die garnicht so viel kleiner sind als seine.
Mein Sohn, sagt er und umarmt mich von den Flügeln behindert,
küsst mich auf die Stirn, die Lippen wie Sand.
(Anne Blezinger aus „Ikarus“)
Niemand ist noch nie gefallen. Das Fallen ist vielleicht die menschlichste aller Tätigkeiten: Sie zeigt uns, dass wir nicht fliegen können. Beim Fallen verlieren wir zwar den Boden unter den Füßen, und doch ist die Anziehungskraft des Planeten Voraussetzung für den Sturz. Jeder Fall bringt eine Erschütterung, eine Störung im Lauf der Dinge, und danach ist alles anders als vor dem Fall: Perspektiven sind verrutscht, die Dinge verrückt, es gibt Risse, Sprünge, Scherben, Bruch. Zer- und Zufall, Ein- und Ausfall, Über- oder Unfall. Acht junge Literatinnen und Literaten aus Karlsruhe haben sich zusammengefunden, um sich schreibend mit dem Fallen auseinanderzusetzen. Da das literarische Schreiben, ebenso wie das Fallen, nie ohne Höhenflüge und Abstürze vonstattengehen kann, ist ein Text über das Fallen immer auch ein Text, der sich nahe am Ich und an dessen Abgründen bewegt.
(Katharina Hagena aus dem Nachwort)
Mit Beiträgen von Anne Blezinger, Simon Brombacher, Rocio Günther, Dominik Haitz, Thomas Heintz, Aleksej Reimisch, Daniela Waßmer und Johanna Wohlgemuth.
- Veröffentlicht am Dienstag 14. November 2017 von INFO Verlag
- ISBN: 9783881909976
- 184 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur