Literarische und historische Streifzüge durchs Gailtal

von

Im Zentrum stehen literarische Betrachtungen Engelbert Obernosterers, zu denen Gerald Domenig Fotos beisteuert, die Entwicklungsprozesse und Fehlentwicklungen bei der Modernisierung verdeutlichen. Die Wieserbergkirche gehört zu den romanischen Kleinodien des Landes. Die „Frauenfehde“ der Gräfin Katharina von Görz um die Weidenburg entführt ins späte Mittelalter, ebenso der Besuch Santoninos beim Ritter Gandolf von Khünburg. Im Gailtal gab es auch früh protestantische Gemeinden wie Agoritschach, Watschig und Weißbriach, wo sich der Protestantismus auch nach härtesten Verfolgungen behauptete. Eine der wichtigen Gestalten aus dem Gailtal war der Dichter, Volkskundler u. Priester Urban Jarnik aus St. Stefan, ein früher Vertreter der Romantik in Kärnten, der 1813 die Studie „Über die Gailthaler in Kärnthen“ veröffentlichte. Aus dem Gailtal stammte auch Matija Majar aus Goritschach, der in seinen Anfängen für die bischöfliche Kanzlei eine Fibel für das Briefschreiben in Slowenisch verfasste. In der Revolution von 1848 forderte er seine Landsleute auf, nicht für das Frankfurter Parlament zu votieren. Später wurde er zu einem Wortführer des Panslawismus, der wie Jarnik Kontakte zu Russen aufnahm und 1867 einen ethnologischen Kongress in Moskau und auch St. Petersburg besuchte. Gailtaler war auch Franc Grafenauer aus Egg, der mit 36 Jahren in den Landtag, 1907 in den Reichsrat gewählt und 1916 verhaftet wurde, 1917 die Maideklaration unterzeichnete, dann Abgeordneter in Jugoslawien war und 1935 in seiner Heimat starb. Die Künstlergruppe um Franz Wiegele und seinen Schwager Anton Kolig führte nach dem 1. Weltkrieg zur Entstehung des „Nötscher Kreises“, zu dem auch Sebastian Isepp und später Anton Mah-ringer gehörten. Veröffentlicht wird hier der Briefwechsel Wiegeles mit dem Salzburger Maler Anton Faistauer. Rudolf Blüml, Sekretär von Ignaz seipel, war eine wichtige Gestalt im österreichischen Katholizismus. Eine besondere Rolle in der literarischen Landschaft Österreichs spielt das Gailtal durch den Bezug zum Werk Ingeborg Bachmanns, die vals Kind hier oft Wochenenden und Ferien im Haus der Großeltern verbrachte. Das Gailtal mit Obervellach und Hermagor wird zum Schauplatz der Erzählung „Das Honditschkreuz“ (1943). Die Landschaft an der Gail, das Kindheitsland, wird später zum Sehnsuchtsland der Protagonistinnen in den Todesarten-Romanen, Orte der Magie und geheimen Kraft für die in ihrer Würde und weiblichen Identität beschädigten Frauengestalten. In die NS-Zeit führt ein Beitrag über den „Fall Ranner“, der auf die Problematik der Zwangsarbeiter hinweist sowie der Beitrag über die Opfer der „Zeugen Jehovas“ und über Otto Schuster. Der österr. Bundeskanzler Josef Klaus gehört zu den bedeutendsten Gailtalern des 20. Jahrhunderts. Das „Paradies“ von Cornelius Kolig gehört zu den bedeutendsten Gesamtkunstwerken der Moderne in Österreich.