In allen Religionen, quer über alle Kontinente, wurden und werden Bäume als Sinnbild für Kraft und Stärke verehrt und mit Gottheiten in Verbindung gebracht. Die alten Germanen glaubten gar, dass das erste Menschenpaar aus zwei Bäumen geschaffen wurde und daher eine Seelenverwandtschaft zwischen Baum und Mensch bestehe. Unter Bäumen wurde getanzt und gefeiert, Recht gesprochen und Schutz gesucht: Namen wie »Tanzlinde«, »Maibaum«, »Gerichtseiche« oder »Richtbaum« erinnern noch heute daran.
„Als Astrid den Namen las, wusste sie, dass ihre Suche zu Ende war. Trotzdem dauerte es einen Moment, bis sie die Bedeutung des Wortes begriff, das in nüchternem Amtsdeutsch auf der Akte stand und keinen Platz mehr für Gefühle ließ: Leichensache.“
Trauer und Zorn, Angst und Glück: Gesichter spiegeln Gefühle, sie drücken aus, was Menschen fühlen und denken. In diesem Sinne steht das Baumgesicht nicht nur für tragisch-traurige Kindheitserlebnisse einer jungen Polizistin in der Titelgeschichte, sondern gleichermaßen als Sinnbild für die anderen Geschichten und Gedanken aus dem Leben, die Nikola Hahn zusammengetragen hat. Wie Sandkörner im Kofferraum bringen sie die Erinnerung an das Licht und die Leichtigkeit eines Sommertags am Meer zurück, aber auch die Melancholie des Abschieds. Und die Sehnsucht nach einer Prise Poesie und Glück in der betriebsamen Eile des Alltags, der die Zeit längst verloren hat.
- Veröffentlicht am Dienstag 17. September 2013 von Thoni-Verlag
- ISBN: 9783944177243
- 208 Seiten
- Genre: Belletristik, Geschenkbücher