In einer aus den Fugen geratenden Welt wird der Gaukler zum Symbol einer unbehausten Existenz zwischen Wahn und Wirklichkeit. Körners vielschichtig gewobener Roman kreist um die Zersplitterung des Ich, aber auch um die Sehnsucht nach Hilfe. Eine raffiniert ausgelegte Geschichte vom Scheitern, angesiedelt zwischen einer scharfen Kritik unserer Zeit und dem heimatlosen Umherirren zwischen den Epochen und Kulturen.
Immer weniger traut Jeremias Guise nach einem turbulenten Leben seinen Erinnerungen und Urteilen. Mit Gestalten wie Jakob Kaihm, die ihm zwar gleichen, aber zugleich die nötige Distanz ermöglichen sollen, erfindet er Figuren, um die als hoffnungslos empfundene Welt zu interpretieren und in ihr sich selbst zu nähern. Und doch erfährt er sich – wie seine Schöpfungen – immer stärker als weltlos, ahnt, dass seine Identität so desorientiert ist, dass die Erkundung des Ich zu einer Suche nach etwas Nichtexistentem wird.
Die Struktur des Romans ist widersprüchlich wie die Welt, deren zerrissene Verfasstheit sie in sich aufnimmt. Doch hinter allem Leiden, das die Protagonisten in einer als feindlich wahrgenommenen Welt erfahren, ist die tief verwurzelte Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Bindung der Stoff von Körners Schreiben.
- Veröffentlicht am Dienstag 24. Dezember 2024 von Brandes & Apsel
- ISBN: 9783955580162
- 292 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)