Literatur

Roman

von

Irgendwo in Asien. Es herrscht unmenschliche Kälte. Obwohl bei Todesstrafe verboten, ernährt Wu Tse sich Nacht für Nacht von den Leichen Verhungerter. Ihm gelingt die Flucht durch den Grenzfluss, doch die nächste Station ist ein Bauarbeitercamp, in dem unvorstellbare Bedingungen herrschen. Ein brutaler Mord ermöglicht ihm die Weiterreise. Eine aberwitzige Odyssee führt Wu Tse als illegalen Migranten zunächst in ein ins Groteske verzerrtes »Afrika« und schließlich nach Europa: ins Niemandsland der Abschiebezonen, Müllkippen, Wohnheime, Verkehrsströme, Durchgangsorte. Überall begegnet Wu Tse den Bedingungen einer allgemeinen Wolfszeit: dem Kampf ums nackte Leben, permanenter Bedrohung, Demütigung, Sex, Gewalt und Tod. Von den ersten Sätzen an zieht der Roman den Leser in einen Strudel pausenloser, unbarmherziger Aktion, in eine obsessive Aneinanderreihung absurdester Abscheulichkeiten. In seiner artifiziellen Schreibweise von ferne an Beckett und Heiner Müller erinnernd, arbeitet der Text in einem unverwechselbaren Rhythmus, in dem das Stakkato der Gewaltklischees zuweilen geradezu lyrische Expressivität gewinnt und so jedem Realismus entgleitet. In einer monströsen Farce entblößt Pavel Haks sezierende Schreibweise einen Krieg am Nullpunkt des Krieges: den Krieg der Unterwerfung und Kontrolle der Körper, einen Krieg, in dem Grenzen gleich Waffen und Waffen gleich Grenzen sind und das Töten des Konkurrenten im eskalierenden Überlebenskampf eine Entlastung darstellt. Von der Presse hochgelobt, wurde der Roman in Frankreich zum Überraschungserfolg und erhielt den renommierten Prix Wepler der Fondation La Poste.