Literaturblätter der Deutschen aus Russland

Almanach 2013

von

Die Herausgabe von Literaturblättern deutscher Autoren aus Russland (Almanach 2013) stand im Zeichen des 250. Jahrestages des zweiten und entscheidenden Manifests von Katharina der Großen aus dem Jahr 1763, in dem sie verlockende Vergünstigungen für die deutschen Siedler an der Wolga aussprach. In den Jahren darauf kehrten Tausende, überwiegend Handwerkerfamilien Deutschland mit Kind und Kegel den Rücken und siedelten sich in Russland an. Ihre Nachfahren kehrten größtenteils erst Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Gründen zurück. Mittlerweile leben in der Bundesrepublik Deutschland circa 2,5 Millionen sogenannte Aussiedler.
Der Literaturkreis der Deutschen aus Russland nahm dieses Datum zum Anlass, einen themenfreien Litera¬turwettbewerb auszuschreiben, mit dem Ziel, die russlanddeutsche Literatur zu fördern. Der Wettbewerb stand allerdings nicht nur russlanddeutschen Autoren offen, sondern allen in deutscher Sprache Schreibenden. Beste Beiträge nahmen wir in dem vorliegenden Almanach auf. Letztendlich entstand ein Bändchen mit einer bunten Mischung von Texten, eine Art literarisches Kaleidoskop mit Beiträgen von sowohl russlanddeutschen als auch ansässigen deutschen Auto-ren. Auf die Kennzeichnung von sogenannten Gastbeiträgen haben wir dieses Mal bewusst verzichtet, weil die Herkunft von Autoren ohnehin den biografischen Notizen am Ende des Almanachs zu entnehmen ist.
In den meisten Beiträgen von russlanddeutschen Autoren ist der unablässige Wille zur Integration in die deutsche Gesellschaft nicht zu verkennen. Doch nicht nur die Ethnie an sich strebt nach Integration und Anerkennung, sondern ebenso will die russlanddeutsche Literatur endlich gesehen und gelesen werden. Seit vielen Jahren ist im deutschen Literaturbetrieb eine frappierende Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den russlanddeutschen Literaten zu beobachten (wohingegen die rumäniendeutsche Literatur das ungebrochene Interesse genießt) – trotz vieler Schreibtalente. Lediglich wenige Autoren schafften es, das Interesse der angesehenen deutschen Verlage für ihre Arbeiten zu wecken (z. B. Nelly Däs, Eleonora Hummel, Lena Klassen). Die Gründe für die Nichtbeachtung sind uns leider nicht bekannt. Es mag an dem immer noch penetrant klebenden negativen Image dieser Ethnie liegen, es mag andere Gründe haben, die sich erst mit der Zeit herauskristallisieren werden. Fest steht jedenfalls, dass unter den Werken von russlanddeutschen Autoren noch etliche literarische Schätze zu heben sind. Wann das passiert, bleibt abzuwarten.