Logik des Aufruhrs

Die Kinderdeportationen in Paris 1750

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Wenige Jahrzehnte vor dem Ausbruch der Französischen Revolution kommt es in Paris zu einem Aufstand, der kurz und gewalttätig ist: Massen rotten sich zusammen, plündern Geschäfte, werfen Steine und setzen Häuser in Brand. So unvermittelt wie dieser Tumult ausbrach, so plötzlich geht er zu Ende.

Arlette Farge und Jacques Revel rekonstruieren nicht nur den Verlauf der Ereignisse, sondern sie zeigen auch, wie bedeutsam und aufschlußreich die kleinen Widerstände im Pariser Alltagsgeschehen für den Bewußtseinswandel des ‚peuple‘ gewesen sind. Der Kinderaufstand ist, wie nach und nach deutlich wird, weit mehr als der Aufruhr des Pöbels, er ist eine Etappe auf dem Weg in die Revolution, und in ihm artikulieren sich jene kleinen Leute, die als Vorkämpfer für Vernunft und Freiheit in die Annalen eingehen werden. Auf der Suche nach den Logiken der Massen eröffnet uns diese Episode Einblicke in die Lebens- und Denkgewohnheiten, die Ängste und Hoffnungen im vorrevolutionären Frankreich. Farge und Revel legen Zeugnis ab von einer gleichermaßen spannenden und radikalen Form von Geschichtsschreibung, die den Spuren des Alltags folgt und Zusammenhänge erschließt, die das Leben der Menschen prägten.

(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)