Louis Fürnberg gehört zu den zu Unrecht vergessenen Dichtern des 20.
Jahrhunderts. 1909 als Sohn eines deutsch-jüdischen Textilfabrikanten im
mährischen Iglau bei Karlsbad geboren, führten ihn die Erfahrungen von
Not und Ungerechtigkeit früh in die Arbeiterbewegung. Von den Nazis halb
taub geprügelt, floh er mit seiner Frau über Italien und Jugoslawien
nach Palästina.
Voller Hoffnung auf den Aufbau einer neuen Welt 1946 nach Prag
zurückgekehrt, wurde der Dichter Botschaftsrat der ČSR in Berlin, aber
1952 im Umfeld der stalinistischen Schauprozesse gegen Rudolf Slánský
abberufen. Ein Umzug in die DDR und seine Ernennung zum
Stellvertretenden Direktor der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten
der klassischen deutschen Literatur in Weimar gaben ihm erstmals den so
lang ersehnten Rückhalt, um zu schreiben. Doch blieben ihm nur drei
Jahre, bis er 1957 mit 48 Jahren starb.
Der vorliegende Band vereint ältere und neue Beiträge von 25 Autoren –
Germanisten, Schriftstellern und Musikern, die sich an den Dichter
erinnern und Bleibendes in seinem Werk wiederentdecken. Darunter
Zeitzeugen, wie Hans Mayer, Fritz Beer, Eduard Goldstücker, Ludvík
Kundera, Franz Fühmann, Wulf Kirsten, Christa und Gerhard Wolf, die
Historiker Jan Gerber und Volkhard Knigge, aber auch jüngere Stimmen wie
Steffen Mensching oder Frank Viehweg, die mit dem Erbe produktiv umgehen.
„… zu viele Dichter, die aus der Emigration zu uns zurückgekommen waren,
starben in einem Jahrzehnt, fast alle an ‚gebrochenem Herzen‘ …“
(Christa Wolf)
- Veröffentlicht am Montag 19. April 2021 von quartus-Verlag
- ISBN: 9783947646333
- 352 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik