Lügenspiele

Ein literarisches Roadmovie

von

Die Studentin Catrina wird in ihrer Wohnung niedergeschlagen und am Kopf verletzt. Der Polizei gegenüber kann sie keine genauen Angaben machen. Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus begibt sie sich auf eine Reise mit ihrer besten Freundin, deren Geburtstag fern der Großstadt Auckland in einem Hotel auf dem Land gefeiert werden soll. Doch wo bleiben die übrigen Geburtstagsgäste, und wer sind die nächtlichen Besucher?

Im Kopf der Erzählerin Catrina, die ihre ganz eigene Sicht der Dinge hat, vermischen sich die Schilderungen der Ereignisse mit Phantasien, Erinnerungen und großstädtischen Mythen. Chad Taylors Novelle ist ein literarisches Roadmovie, die Geschichte einer Flucht, von Liebe und Erotik und der Schwierigkeit zu definieren, was Wahrheit ist. „Lügenspiele“ spielt mit den Erwartungen der Leser, fasziniert und verunsichert. Mit einer leichten, fast lakonischen Sprache wird eine geheimnisvolle, abgründige Atmosphäre erzeugt. Der Leser bekommt das Gefühl, durch einen fremden Traum zu wandeln. In den Augen der Erzählerin scheinen die Dinge klar und einfach zu sein, für den Leser erweisen sie sich als zunehmend unsicher und ambivalent – bis hin zum Verhältnis zwischen den beiden Protagonistinnen und der Identität der Erzählerin selbst.

„Meine Hände sind voller Blut. Sie sind voll Blut, seitdem ich mir vorhin durch die Haare gefahren bin, und nach dem Schlag auf den Kopf – was es auch war, irgendetwas Stumpfes, es war hart, verdammt, ich habe die Zähne zusammengebissen – blutet es wohl. Es ist warm, und ich kann es riechen. Wenn ich das Licht anknipsen würde, könnte ich sehen, wie schlimm es wirklich ist, aber ich mache das Licht nicht an. […] Ich könnte vieles machen. Ich könnte die Unordnung im Zimmer beseitigen oder ein paar Anrufe erledigen oder Detective Sergeant Wie-auch-immer die Geschichte erklären oder die Karte aufheben und aufstehen und das Licht anknipsen. Aber nicht gerade jetzt. Jetzt gerade habe ich keine Lust.“

„Wer sich für moderne, zeitgenössische neuseeländische Literatur interessiert, dem sei auf jeden Fall Chad Taylor empfohlen. Ein Studentin wird schwerverletzt in ihrer Wohnung aufgefunden – der Beginn einer bizarren literarischen Reise.“
Christhard Läpple, Redaktionsleiter „Aspekte“, ZDF