Die sieben Todsünden: Stolz, Neid, Zorn, Faulheit, Geiz, Völlerei und Wollust. Sie gelten seit dem frühen Mittelalter als die Wurzel allen Übels. Die sieben Todsünden werden moraltheologisch korrekt Hauptsünden genannt, da sie Quelle und Wurzel der anderen Sünden und Laster sind.
Lukas Maximilian Hüller versucht ihnen näher zu kommen, sie zu hinterfragen und adäquat in unsere heutige Zeit zu transformieren. Ausgehend von dem Todsündentisch“ Hieronymus Boschs, der als formales Vorbild gilt, stellt er den sieben Einzelszenen aus dem Alltagsleben, jede eine der sieben Hauptlaster der Menschheit verkörpernd, kreisförmig um die zentrale Darstellung des Schmerzensmannes angeordnet, sieben szenisch inszenierte Fotografien entgegen. Der Aufwand für jede einzelne Fotografie ist dabei enorm: In Zusammenarbeit mit dem belgischen Szenaristen Etienne Tombeux entstehen detaillierte Drehbücher, die eine Umsetzung der komplexen Geschichten in aufwendiger Szenerie und mit teils mehreren Akteuren ermöglichen.
Realisiert werden die Sünden mittels der Technik der Rotationsfotografie, des Spezialgebiets Hüllers, der mit eigens adaptieren Spezial- und Eigenbaukameras arbeitet. Diese Art der Fotografie ermöglicht eine interessante Kombination aus zeitlicher und räumlicher Darstellung (360 Grad und mehr), vergleichbar mit einem filmischen Schwenks, allerdings in einem unbewegten Bild festgehalten. Dieses visuelle multidisziplinäre Projekt kann als Schnittstelle von Film, Theater und Fotografie betrachtet werden.
Hüller geht es jedoch nicht um die 1:1 Umsetzung der Tafelmalerei in das Medium Fotografie sondern vielmehr um den Versuch einer Neuinterpretation des Themas, die Transformation von Bildinhalt und- aussage in unsere heutige Zeit.
Lesen Sie mehr über den Künstler in EIKON #54, 2005, S. 16-21, Lukas Maximilian Hüller, Die sieben Todsünden. Eine zeitgemäße Auseinandersetzung in fotografischen Inszenierungen (Autor: Anna Stuhlpfarrer)