Märchen-Almanach auf das Jahr 1826

für Söhne und Töchter gebildeter Stände

von

Wilhelm Hauff starb bereits mit 25 Jahren. Hinterlassen hat er vor allem drei Märchensammlungen, die an Bekanntheit denen der Grimms und Andersens in Nichts nachstehen. Wer kennt sie nicht, den Zwerg Nase, den Kleinen Muck, den falschen Prinzen oder hat sich nicht schon beim „Gespensterschiff“ gehörig gegruselt.

Hauffs Märchen waren gedacht als „Märchen für Söhne und Töchter gebildeter Stände“ und sind im Original eher für Erwachsene geschrieben als für Kinder, für die es heute viele sinnvoll und gemäßigt bearbeitete Fassungen gibt. Hauff nimmt fast alle geläufigen literarischen Topoi und Klischees seiner Zeit auf, die Darstellungen sind manches Mal erstaunlich brutal und gruselig und Prügel als Strafe gang und gäbe. Er spart nur, mit Rücksicht auf sein Zielpublikum, das Haremsthema aus, so wie auch Erotik generell nicht vorkommt. Hauffs Märchen sind große Bühne, die Sprache für uns heute altertümlich und farbenreich, die Gefühle und Motivationen allesamt mit fast übertriebener Leidenschaft komponiert, so, wie man sich das Morgenland damals vorzustellen pflegte.

Das vorliegende Hörbuch belässt Hauffs Texte im Original, ist ungekürzt und lässt damit auch alle Rahmenhandlungen nicht aus, die die verschiedenen Märchen locker zusammenfassen und z. T. eine eigene spannende Geschichte erzählen.

In der ersten Rahmenhandlung z. B., die dem Almanach vorausgestellt ist, beklagt Märchen vor ihrer Mutter Phantasie, dass niemand mehr sie wertschätzt und so wie früher mit Aufmerksamkeit bedenkt. Mutter Phantasie macht ihrer Tochter Mut, es immer und immer wieder bei den Menschen zu versuchen und zur Not auch einfach nur geduldig abzuwarten. „Und wenn sie dich verachten und höhnen, so kehre zurück zu mir, vielleicht, dass spätere Geschlechter, getreuer der Natur, ihr Herz dir wieder zuwenden.“

Möge diese Generation die sein, die Hauffs wunderbare Märchenschätze zu würdigen und zu genießen weiß.