MAGMA

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Kann man den kapitalistischen Produktionsprozess als Roman erzählen? Und welche Form der Dramaturgie erzeugen Lieferketten und Märkte? – Ilja Ehrenburg verknüpfte 1929 in Das Leben der Autos Fakt und Fiktion, Satire und Zärtlichkeit und fand so eine literarische Form um die vielfach verzweigten Beziehungen der kapitalistischen Wirtschaft darstellbar zu machen: Monsieur André Citroëns Aufstieg und Fall; die Geschichte der Reifen und des Kautschuk-Anbaus, das Fließband und das Börsenmelodrama. Die Sätze in Ehrenburgs Roman treiben gegeneinander, die Widersprüche bauen sich auf und werden verständlich. 90 Jahre nachdem Das Leben der Autos erstmals im Malik Verlag erschienen ist, ist die Ära des Automobils vermutlich ihrem Endpunkt nahe, die Frage aber, wie globalisierte Wirtschaftsläufe erzählbar werden, ist aktueller denn je.

Ilja Ehrenburg, geboren 1891, russischer Autor und Journalist, mit mehr als 100 Büchern einer der produktivsten Schriftsteller der Sowjetunion, zusammen mit El Lissitzky gab er die konstruktivistische Zeitschrift Beщь / Objet / Gegenstand heraus, nach dem Zweiten Weltkrieg gab er gemeinsam mit Wassili Grossmann das Schwarzbuch über den Genozid an den sowjetischen Juden heraus, das in der Sowjetunion nie erscheinen konnte.

„Draußen hupen, quietschen, knattern Tausende von Autos. Ihr Lärm beinhaltet alles: die Nacht der lothringischen Bergleute, die Hitze der Kautschukplantagen, den üblen Gestank der Ölfelder irgendwo im fernen Venezuela und das Kreischen des eisernen Bandes in der Halle nebenan … In ihrem Lärm ist sowohl der stockende Atem Monsieur Citroëns als auch das pfeifende Röcheln des schwindsüchtigen Schleifers. Die Automobile draußen rasen dahin.” – Zitat aus Das Leben der Autos