Marc Köschinger, Wunderkammer

Arbeiten und Ausstellungen bis 2012

von

Der Begriff „Wunderkammer“ bezeichnet eine seit dem Mittelalter von Adeligen, Kirchenfürsten oder Patriziern angelegte Sammlung von skurrilen, seltenen, grausigen sowie auch unerklärlichen Objekten und Artefakten aus der Natur oder Kunst.
Diese Anhäufung von Abnormitäten befriedigte die Sensationslust und steigerte das Ansehen ihres Besitzers.
Jahrhunderte später findet sich jene bizarre Auslese dann in den heute bekannten Museen wieder, in denen die Gegenstände – mehr oder weniger wissenschaftlich erklärt und somit ihrer Faszination beraubt – manchmal leider ihr Geheimnis verloren haben.
In einer vielfältigen Ausstellungsreihe zeige ich nun seit circa 2009 anknüpfend an diese alte Tradition eine von umfangreichem Erfahrungsschatz geprägte „Wunderkammer“ aus meiner künstlerischen Gedankenwelt, welche meine ersten Ansatzpunkte verdeutlicht, das „Davor“ einer in sich abgeschlossenen, vollendeten Kunst.
Die in dem vorliegenden Katalog abgebildeten Werke sind ein Versuch, meine Vergangenheit, welche vor allem in jüngerer Zeit durch viele Veränderungen und Umbrüche gekennzeichnet ist, als sichtbar gewordenes Gedankenkonstrukt darzustellen, also eine „Wunderkammer“ aus meinem Unterbewussten.
Einflüsse aus meiner Kindheit und Jugend in Südamerika prägen meinen künstlerischen Stil bis heute: die überbordende Fülle der Natur, das Werden und Vergehen einer für Mitteleuropäer unvorstellbaren Vegetation, das archaische Brauchtum einer tief religiösen einheimischen Bevölkerung, welche heidnische Traditionen mit erzkatholischen Riten zu farbenprächtigen, teils grellen, in jedem Fall aber imposanten Zeremonien zu verbinden weiß. Auf meine Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1992 folgten eine Ausbildung zum Fotografen und ein Ausbildung für Multimediales Design in München.
Bis ca. 2007 arbeitete ich für Agenturen, Verlage, Lifestyle-Magazine und Fernsehsender, ein Versuch, sogenannte „seriöse“ Berufe mit gleichzeitig intensiver künstlerischer Tätigkeit in Einklang zu bringen, was sich als problematisch erwies. Obwohl ich seit meiner frühen Kindheit fortwährend schöpferisch aktiv gewesen war, fällte ich danach bewusst eine Entscheidung für die Kunst.
Seit 2010 wurde ich darüber hinaus als Dozent an die Kath. Universität Eichstätt/Ingolstadt, an die Media Design Hochschule in München sowie an die Fachakademie Musik, Medien und Design in Nürnberg berufen.
Die in diesem Katalog präsentierten Arbeiten und Objekte sollen ein Experiment sein, all das von mir Erlebte,.