Marcel Schwob

Werk und Poetik

von

Der von Rainer Maria Rilke und Jorge Luis Borges bewunderte, frühverstorbene Marcel Schwob gehörte zu den zentralen Figuren des literarischen Fin de siècle. Innerhalb weniger Jahre schuf er ein erzählerisches Werk von bleibender Gültigkeit. Früh erwarb er sich mit Cœur double Anerkennung, einer Sammlung, die sein besonderes Interesse an historischen und phantastischen Erzählungen widerspiegelt. Als seine reifsten Werke gelten Le Livre de Monelle, La Croisade des enfants und die Sammlung imaginärer Biographien Vies imaginaires.
Schwobs kritische Auseinandersetzung mit dem Naturalismus, seine maßstabsetzenden Versuche als Autor symbolistischer Prosa, schließlich seine allmähliche Hinwendung zu einem radikalen, gleichwohl selbstironisch gebrochenen Ästhetizismus sind Stufen einer Entwicklung, die durch Krankheit und Tod jäh beendet wurde.
Dem Polemiker Schwob steht der Vermittler und Anreger gegenüber: Als universell gebildeter, in etlichen Sprachen versierter Autor spielte er eine wichtige Rolle im kulturellen Austausch vor allem zwischen der englischsprachigen und der französischen Literatur. Zu seinen Freunden zählten Oscar Wilde, Robert Louis Stevenson, Paul Valéry, Alfred Jarry und André Gide.
Diese erste größere Arbeit über Marcel Schwob in deutscher Sprache versteht sich als Werkmonographie. Die Veröffentlichungen des Autors werden in chronologischer Folge untersucht, wobei die leitende Fragestellung die nach den intertextuellen Bezügen und Verfahrensweisen ist, die in seinen Texten wirksam sind. In weiteren Kapiteln werden Marcel Schwobs Biographie sowie zeit- und literarhistorische Verflechtungen von Person und Werk behandelt.