marebibliothek

von

Einstmals war Carla Zimmermädchen auf Langeoog. Wie jedes Zimmermädchen musste Carla tagein, tagaus Betten beziehen und aufschütteln, Flure saugen, Treppen wischen und Fenster putzen. In ihrer Freizeit lag sie in den Dünen und ereiferte sich mit anderen Zimmermädchen über den Mangel an attraktiven Männern. Doch eines Tages reisten die Teilnehmer des Ärztekongresses an, plötzlich bevölkerten lauter gut aussehende Doktoren die Friesenpension ‚Zum Deichgrafen‘.Annegret Held ist eine Meisterin der literarischen Gratwanderung zwischen Komik und Tristesse, zwischen Banalität und Raffinesse – in ‚Das Zimmermädchen‘ stellt sie dieses Können erneut unter Beweis.’So, dann konnte ich ja jetzt endlich in die Neunzehn. Ich nahm mir Eimerchen und rosa Gummihandschuhe und frische Handtücher und meinen allgewaltigen Schlüsselbund. Dieses Geräusch liebte ich am meisten, das Geräusch des drehenden Schlüssels im friesischen Schloss, das Klacken, die Tür öffnete sich. Sesam, Sesam. Ich sah erst mal nicht viel. Es war alles dunkel, und eine eigenartige Schwüle lag in dem Zimmer. Es roch nach schwerem Parfüm und Räucherwerk und Körperausdünstungen und schwersten menschlichen Gefechten. Aber wie sollte der Doktor Wüller das alleine hinbringen, in der ersten Nacht auf Langeoog, eine solche Geruchsintensität und gleichzeitig schwüle Schwingungen wie nach einer schweren, arabischen Nacht? Ich stieß die Fensterläden auf und ließ Licht herein und sah die Verwüstung.‘