Mariechenkäfer flieg

Das Leben einer Frau im Memelland (Ostpreußen) um 1900

von

Können wir uns, die wir in einer von Technik, Tempo und Stress geprägten Umwelt leben, noch in das Leben unserer Großeltern vor etwa einhundert Jahren hineinversetzen? Wohl kaum. Monika Stechbart kann es. Meisterhaft! Sie huscht einfach in die Haut ihrer Großmutter und lebt mit ihr in Adomischken, dem kleinen Dorf am mächtigen Memelstrom. Sie lässt den Leser teilhaben an dem facettenreichen Leben ihrer Oma Minna, fesselt ihn bereits mit dem ersten Satz, ja, zwingt ihn förmlich damit, weiterzulesen.Der Inhalt dieses Buches ist außergewöhnlich, und bewundernswert die Autorin, die es vermag, all das, was sie in unzähligen „Erzählstunden“ als Kind von ihrer Mutter über ihre Oma erfahren, aufgesogen und anscheinend in sich einbetoniert hat. So schreibt sie – bereits im Rentenalter – flott, rasant und Spannung erzeugend.Monika Stechbart versteht es, einfühlsam Gedanken, Wünsche, Träume, glückvolle Momente, aber auch Ängste und Enttäuschungen ihrer Großmutter dem Leser nahezubringen, und lässt auch das mühsame ostpreußische Landleben erahnen. Wissenswertes kann die Autorin auch über den Russeneinfall zu Beginn des Weltkrieges in Ostpreußen anbringen.Dieses Buch empfinde ich als Bereicherung für die Erlebnisgeneration und für unsere Nachkommen als ein wertvolles Geschenk, ohne Lernzwang Wissen zu erlangen über das Leben ihrer Ahnen und das Land, in dem ihre Wurzeln gründen.Hildegard Rauschenbach