Medien/Kultur

Zur Ästhetik der Postkinematografie

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Die Filmästhetik ist gegenwärtig von Veränderungen geprägt, denen der Begriff des „Postkinematografischen“ Rechnung zu tragen versucht. Die Digitalisierung von Pro-duktion und Postproduktion; die Migration von ästhetischen Verfahren des Musikvi-deos in die filmische Ästhetik und die damit verbundene Intensivierung von Bild/Ton-Beziehungen; ein verstärkter intermedialer Austausch zwischen dem Film und einer vielfältigen, heterogenen Medienlandschaft, die Überwachungsdispositive, internet-basierte Kommunikationsformen, YouTube, Google Earth, Navigationsbildschirme und andere Screen-Technologien einschließt – all diese Entwicklungen haben zu sig-nifikanten Umbrüchen in der filmischen Ästhetik geführt.
Parallel hierzu hat sich in direkter Auseinandersetzung mit der aktuellen Filmproduk-tion eine filmtheoretische Diskussion entfaltet, die auf diese Veränderungen reagiert und sich mit den ästhetischen und philosophischen Implikationen dieses Wandels beschäftigt. Im Zentrum stehen der vermeintliche Verlust einer kontinuitätsstiftenden Erzählperspektive und eine wachsende ›Elastizität‹ filmischer Repräsentation, die das filmische Bild als einen form- und modulierbaren Artefakt erscheinen lässt. Dem damit einhergehenden Verlust an Abbildhaftigkeit steht ein Gewinn an visuellen Ausdrucksformen gegenüber, die unter Stichworten wie „Intensified Continuity“ (David Bordwell), „Postcontinuity“ (Steven Shaviro) und „Hypermedialität“ (Jay D. Bolter / Richard Grusin) diskutiert werden.
Der vorliegende Band stellt diese Diskussion vor und unternimmt den Versuch einer kritischen Evaluation ihrer Thesen. Ausgehend vor allem von den Arbeiten Steven Shaviros zur Frage des Affekts im postkinematografischen Kino und entlang einer Vielzahl von Filmen, deren Spektrum von CRANK und SPRING BREAKERS über BLACK SWAN und PARANORMAL ACTIVITY bis zu DISTRICT 9 und MELANCHOLIA reicht, wird die Frage gestellt, inwieweit mit dem Wandel der Filmästhetik neue Wirklichkeitsbe-schreibungen, neue Erfahrungsformen und ein anderes Bildverständnis einhergehen.