Meine Kindheit im Städtchen

Erinnerungen

von

Unaufhörlich klappern die Schiefern, die Dach und Wände des kleinen
Hauses bedecken. Wenn der Wind anhält, geht das tagelang
so. In der Rosenau liegt es, am Rande des Städtchens, nah an den
bewaldeten Bergen, von ihnen nur durch eine weite ansteigende
Wiese getrennt. Es klappert unaufhörlich, selbst bei wenig Wind.
Und Wind gibt es fast immer. Zum Ärger des Großvaters. Er wird
nicht müde, darüber zu lamentieren. Das Haus ist das letzte einer
kleinen Siedlung und den Winden aus allen Himmelsrichtungen
ungeschützt ausgesetzt. Nacht ist es. Ich liege im Bett im Schlafzimmer
der Großeltern und lausche dem Klappern der Schiefer. Es ist
von beängstigender Lautstärke. Ich kuschele mich tief in die Bettdecke
und fühle mich geborgen. Tags stehe ich am Küchenfenster auf
Großmutters Fußbank und schaue im kleinen Hof auf Schafe und
Ziegen, auf emsig pickende Hühner. Sie gehören Liebetraus, die
über den Großeltern wohnen. Großvater sägt oder hackt Holz und
stapelt es im Holzschuppen. Im kleinen Garten schafft Großmutter.
Es ist die Zeit nach Kriegsende. Ich wohne bei den Großeltern. Die
Mutter ist gestorben, der Vater vermisst.