Meine Lebensgeschichte

erzählt für meine Kinder und Enkel

von

Evelyn Reiß hat ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben. Sie erzählt Episoden aus ihrer Vita.
Einleitend schreibt sie: „Mir erging es ähnlich dem Fährmann im Märchen, der jahrein und jahraus rudern musste! Und erst frei war, als das Ruder ein anderer nahm. Ich fühle mich befreit von all den Erinnerungen, die immer wieder kamen. Ich denke gern an mein Leben zurück, aber ohne Last.
Vieles war nicht einfach, manches sehr schwer zu ertragen, aber immer war da auch meine Hoffnung, dass alles besser werden kann.
Vielleicht finden diese Aufzeichnungen – zuerst nur für meine Kinder und Enkelkinder aufgeschrieben – auch Interesse bei anderen Menschen.“
Wie sie mit ihrer Vergangenheit umgeht, macht eine kleine Erzählung deutlich, die am Ende ihres Textes steht:
„Ein Wandersmann war mit seinem Schicksal unzufrieden. Er war müde und legte sich unter einen Baum und schlief ein. In seinem Traum betrat er einen großen Raum. Auf den Tischen und an den Wänden überall Kreuze. Er ging durch die Reihen, besah sich die Kreuze, nahm sie in die Hände. Das eine war zu groß, das andere zu klein. Ein anderes aus Eisen war viel zu schwer, eins aus Gold blendete, ein anderes viel zu verziert und wieder ein anderes war spitz und scharf. So nahm er viele in seine Hände und legte sie wieder zurück. Sie waren ihm alle nicht recht. Da sah er ein kleines unscheinbares Kreuz. Er nahm es in die Hand. Es war ihm nicht zu schwer und nicht zu leicht. Nicht zu groß und auch nicht zu klein. Das nehme ich, sagte er. Als er es so recht besah, war es sein eigenes. Er erwachte und war mit seinem Schicksal zufrieden.“