Meine sieben Namen und ich

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Wenn Rada Biller in ihren Erzählungen berichtet, wie ganz kleine Kinder den Antisemitismus erlebten und der nationalsozialistische Wahn selbst geliebte Haustiere erfasste, aber auch davon spricht, wie jüdisches Leben ins Nachkriegsdeutschland zurückkehrt, dann spürt man den tiefen Humanismus einer europäischen Kosmopolitin. Wenn sie berichtet, wie leicht es sein konnte, eine gesichtslose Bürokratie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und durch den Eisernen Vorhang zu schlüpfen, oder wenn wir Martin und Marina kennenlernen, die mit einem Riesentopf Borschtsch durch halb Europa fahren und ihr Ziel nur für einen Moment aus den Augen verlieren, spürt man den melancholischen Witz einer selbstbewussten literarischen Stimme. Flucht, Familie und Identität sind die Fixsterne, um die diese siebzehn persönlichen Geschichten kreisen. Dabei geht es Rada Biller nie um Anklage, sondern um Selbstfindung, nicht um Zorn, sondern stets um die Kunst zu vergeben