Melken mit Stil

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Die Hauptperson des Romans, vordergründig zumindest, ist ein Schriftsteller, dem der Erfolg eine legendäre Dimension verleiht – umso mehr, als wir zu Beginn des Buches gerade von seinem Tod erfahren, der durchaus romanhafte Züge trägt, taucht doch die jüngste Geliebte frisch aus dem Liebesnest beim Nachbarn auf, um ihm die furchtbare Nachricht zu überbringen.
Das Liebesnest ist der Wohnwagen, in dem der Schriftsteller zeitweise schreibt und eben auch liebt und stirbt, und der auf dem Boden eines Bergbauern steht, des Nachbarn, mit dem ihn eine ganz besondere Freundschaft verbindet. Denn dieser Bauer, hintergründige zweite Hauptfigur, liebt nicht nur seine Kühe und den Berg, auf dem er lebt, er liebt auch die Bücher und das Schreiben.
Die Voraussetzungen für eine gegenseitige Faszination sind gegeben, und damit die Ingredienzien, die dieser Geschichte ihre ganz eigene Würze verleihen: Im Kontrast zwischen dem Alltag der beiden Protagonisten, hier Bodenständigkeit, da mondäne Weltläufigkeit, und in der gemeinsamen Passion des Schreibens ist unter der Feder des schreibenden Bauern und renommierten Pferdezüchters Jean-Pierre Rochat aus dem Berner Jura, genauer der Bergerie de Vauffelin, ein Stück Literatur geworden, das den Saft einer Bergwiese und die Raffinesse eines belesenen Spracharbeiters in sich vereint.

‚L’écrivain suisse allemand‘ wurde 2012 in den éditions d’autre part veröffentlicht. Jean-Pierre Rochat wurde für diesen Roman mit dem angesehenen Westschweizer Prix Michel Dentan ausgezeichnet.

Die Erstübersetzung von Yla M. von Dach erscheint im Rahmen der ch-reihe.