MERKUR Gegründet 1947 als Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken – 2019-08

Nr. 842, Heft 8 / August 2019

Emily Witt erzählt die schier unglaubliche Geschichte des als „Opioid-Krise“ verharmlosten Arzneimittelskandals in den USA, der Hunderttausende das Leben gekostet hat und noch weiter kostet. Ausgehend von Erinnerungen an seinen eigenen US-Aufenthalt beim Schüleraustausch, denkt Per Leo über Rechtspopulismus vor allem in Amerika nach. In der ohnehin problematischen Debatte um kosmopolitische „Anywheres“ und lokal verwurzelte „Somewheres“ stimmt, wie Bodo Mrozek zeigt, eine Prämisse definitiv nicht: In der Popkultur waren es schon früh gerade die „Somewheres“, die sich international orientierten. Und Jonas Grethlein zeigt, warum man es sich angesichts neuerer neuropsychologischer Forschung mit der Vorstellung von Platons Kunstfeindschaft nicht zu leicht machen sollte.

Kaum ein gutes Haar lässt Corey Robin an Richard Evans‘ Biografie des Historikers Eric Hobsbawm – was ihn aber nicht daran hindert, dessen aufregendes Leben und Werk in einem kundigen Text vorzustellen. Eckhard Nordhofen denkt im Dialog mit einem Buch des Theologen Ingulf Dalferth über das Christentum als Schriftreligion nach.

Dirk Jörke nimmt sich die Federalist Papers – und untersucht, wie sich die supranationalen und die nationalen Tendenzen der EU dazu ins Verhältnis setzen lassen. Auch Moritz Rudolph blickt auf die EU. Er warnt mit geschichtshistorischem Blick davor, dass sich die EU am Ende als Trojanisches Pferd eines neuen exkludierenden Supernationalismus erweisen könnte. Souleymane Bachir Diagne fragt im Vergleich von Aristoteles und afrikanischer Philosophie, wie sehr das Denken von der jeweiligen Sprache abhängig ist. Und Robin Detje sitzt am Rand des Sommerlochs und blickt Katastrophen entgegen.