Peter Rühmkorf (1929–2008) verfasste ein vielstimmiges literarisches Werk. Konstitutiv für sein literarisches Schaffen sind Widersprüche, mit denen er sich immer wieder produktiv auseinandersetzte, Widersprüche in Werk und Person: Mal gab er sich in seinen Gedichten als vitaler Exzentriker und poetischer Anarchist, mal war er ganz der radikaldemokratische Aufklärer, der unnachgiebig in seinen Essays und Streitschriften auf Wirklichkeit und Wahrheit pochte; mal war er der ‚Bruder Lustig‘, mal war er der ernste Unheilsprophet. Die Folge solcher Dialektik war für Rühmkorf ein Schreiben mit ‚gespaltener Feder‘.
Peter Bekes zeigt, wie es der Autor im steten Wechsel der Zeitgeschichte verstand, die aus solchen gegensätzlichen Schreibantrieben resultierenden Spannungen und Entfremdungen auszuhalten, als ‚Ich‘- und ‚Jetzt‘-Schreiber Aufklärung und Artistik, individuelle Ausdrucksästhetik und politische Wirkungsästhetik dennoch als dialogische Einheit zu begreifen.
„Ein fabelhafter Dichter des irdischen Vergnügens und irdischer Not; fünfzig Jahre war er ein Gegenwartsautor, haltbar bis wer weiß wann. [.] Er dichtete von langer Hand frischeste Ware, Zweitgeburten von Eigenart, Ein Wiedergänger und Gegensänger, der den hohen Ton an sein seichtes Säkulum schenkte. Der hochmütigste Pfeifer der Demokratie, ein Volksvermögen an Sprachwitz und Wortlust sammelnd; er bleibt die hellste Stimme in unserm Chor, ein heiterer Leidensmann und Ausbund an Eingebungen, deren schönste die Freundschaft war, die ich vermissen werde.“ (Volker Braun, 2008)
- Veröffentlicht am Dienstag 11. November 2014 von Wehrhahn Verlag
- ISBN: 9783865253866
- 164 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Kunst, Literatur, Sachbücher