Mike und Jane

von

An die 90 mal liegt Mike unter einem Baum, Jane liegt daneben und liebt ihn.
Das ist die Versuchsanordnung in Birgit Kempkers Mike und Jane, einer Abfolge von Dialogen zwischen ihm und ihr, in denen 90mal die Liebe zu Fall kommt. Er missversteht sie, sie fehlinterpretiert ihn. ‚Liebe hat nichts mit verstehen zu tun, sagt Mike, im Gegenteil.‘
Der Sprachwitz, mit dem Kempker diese knappen Szenen skizziert, schafft äußerstes Lesevergnügen – und lustvolle Erkenntnis. Die Konzentration dieser Texte verwandelt sie in vieles gleichzeitig: in Exerzitien, in Fallbeispiele, in Witze, in Sprachspiele, in Comics. Körper und Seele werden in ihnen im selben Maße verhandelt wie die Sprache, die im übrigen keine Berührungsängste kennt, denn die Miseren zwischen den Geschlechtern haben nun mal eben mit dem Geschlecht zu tun: und das Sexuelle ist der Sprache von Mike und Jane tief eingeschrieben.
Birgit Kempker ist eine Spezialistin für die turbulenten Zustände in engen Verhältnissen, und Mike und Jane ist ihr bisher unanständigster Versuch, dem chaotischen Misslingen der Affären eine geordnete Rede entgegenzusetzen.