Rom um das Jahr 1490. Die einst Heilige Stadt hat sich verwandelt und gleicht vielmehr einem gottlosen Sündenpfuhl. Heimgesucht von Sittenzerfall, Schmutz und Schwarzem Tod sehen nicht wenige Bewohner in den zügellosen, chaotischen Zuständen die Anzeichen für eine wohlverdiente Strafe Gottes. Einer von ihnen, der Dominikanermönch und Bußprediger Girolamo Savonarola, wird alsbald das genaue Sterbedatum des dahinsiechenden Papstes Innozenz VIII. vorhersagen, und verleiht seinen fürchterlichen Prophezeiungen damit eine erschreckend konkrete Grundlage. Das einfache Volk, vor Angst erstarrt, klammert sich an jede noch so kleine Hoffnung, die ihm versprochen wird. Beste Voraussetzungen also für einen skrupellosen Machtmenschen, wie den korrupten, ausschweifenden Kardinal Rodrigo Borgia. Dieser bahnt sich nach dem Tod des alten Papstes durch Intrige, Mord und Inzest den Weg auf den Heiligen Stuhl und verhilft mit seiner Krönung zum Papst Alexander VI. der Familie Borgia noch ein letztes Mal zu einem Höhepunkt der Macht, dem gleichzeitig jedoch bereits der Keim ihres eigenen Untergangs innewohnt. Die Wucht der provokanten Feder des chilenischen Filmemachers Alejandro Jodorowsky geht mit der Bildgewalt des nicht minder provokanten Pinselstrichs Manaras hier eine wahrhaft exzessive Mischung ein. Das Ausnahmegespann nimmt den Leser mit auf eine verstörende Reise zurück in die Vergangenheit, die jedoch nur vordergründig auf möglichst akkurate historische Detailtreue abzielt. Seine wahre Intensität entfaltet das Epos erst durch die implizite Projektionsfläche für die zeitlosen Abgründe der Macht, ihre auslösenden Triebfedern, Strategien und verheerenden Resultate.
Milo Manara Werkausgabe
Bd. 15: Die Borgia