mir kommt die Hand der Stunde auf meiner Brust so ungelegen, dass ich im Lauf der Dinge beinah mein Herz verwechsle

Lyrikband in zwölf Kapiteln, mit farbigen Illustrationen von Hannah Medea Breier

von

Kapitel
I: erhebend, wenn die, / deren Reichtumsgründe / landauf, landab Gräben gerissen, / in die vieler Menschen Entwürfe vom guten Leben gefallen, / nun Kreide fressen und hellgestimmt tönen, / man möge die Gräben / doch endlich zuschütten
II: nach dem Ruf / nachts um halb rot
III: nahm ich den Tag hin als Geschenk / und den Kopf mir gern zur Brust //
entkam eines Tages mir der Tag, / warf ich den Kopf ihm nach
IV: auf zufälligem Weg / in die Glut der Stunde / ist mir der letzte der / Fluchtpläne abgebrannt, /
und die Asche riecht noch / nach zerfleddertem / Weltbezug
V: übern Tellerrand hinaus / wissen die Gläser / halt auch nix zu erzählen // außer von Gabeln und so
VI: blinden Fleck / für blinden Fleck / kenntlich gemacht // jetzt rauscht’s weiß
VII: mein Fokus ins Blaue / hält der Fülle / der Farbfacetten / bloß stand, /
wenn er den Regler / auf „ohne mich“ stellt
VIII: eine Ladung Schläfrigkeit im Gepäck, / stürz ich vom tiefsten Punkt des Tals /
in stets, in nie betretenes Traumschluchtenland
IX: morgen wär ich gern mal ein paar Handvoll pathetische Liebeslieder
X: im liebestollen Netz / werben Trommeln / für soft soft Wattepads, /
und die Stäbchen / halten sich Blechkugeln / vor lauter lauter Lachen
XI: auf Tage, die kommen, / trink ich Milch mit Honig, / mit denen, die gehen, / schwör ich auf Weite // oder umgekehrt // wo auch immer / schaut wer offenen Mundes / der Welt / bei Mond und Sonne zu
XII: am Ende der Schrift / werden nämliche Typen / fallen ins Gras /
und – ob plaudernd, ob schweigend – / Schilfrohr paffen, / das in echt nie gedacht hat //
die Rauchschwade wird weiter Zeilen wirbeln: / lang viel Flow … / im Nachhinein kurzgehaucht …