Miss

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Miss Russian Switzerland, Miss Polefitness, Miss Autoemotionen, Miss Bikini, Miss Bern-Ost, Miss Handicap oder Miss Cambodia heissen die Schönheitswettbewerbe und sie finden im Radisson Blu Hotel in Basel, im Berghaus Gobeli in Zweisimmen oder im kantonalen Strassenverkehrsamt in Baden statt. Dramaturgie und Choreografie folgen meist ähnlichen Mustern: Catwalk-Durchläufe der Kandidatinnen, Filmporträts, Powerpoint-Diashows, ein Statement zur Lage der Welt und Auftritte lokaler Musikformationen.

Im Zuge des Erfolgs der Wahlen zur Miss Schweiz Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre entstanden viele lokale Miss-Wahlen. In kaum einer anderen westlichen Industrienation gibt es so viele. So zu sein wie die Miss Schweiz, Königin aller Schönheitsköniginnen — die während ihres Amtsjahrs einen Prominentenstatus erlangt wie anderswo nur Adlige und internationale Superstars —, ist der Traum vieler junger Frauen. Sie wollen gewinnen, sie wollen die Beste, die Schönste, die Talentierteste, die Intelligenteste sein. Am Ende winkt etwas Bekanntheit und die Hoffnung auf einen Karrieresprung.

In „Miss“ dokumentiert der Schweizer Fotograf Martin Guggisberg die Teilnehmerinnen an den Veranstaltungen, zeigt sie backstage, auf der Bühne, wirft den Blick aber auch auf die Experten, Jurys und uns, die Betrachtenden, zurück. Die zwischen 2006 und 2011 entstandenen Fotografien sind schonungslose Zeitdokumente, die den Missen-Kult und seine Ikonografie im überschrittenen Zenit zeigen und in denen aber auch immer wieder, ganz unerwartet, Anmut und Eleganz aufblitzen.