Mit einem Satz ins Freie

Reflexionen, Urteile und Sentenzen

von

„Ein Haufen aufs Geratewohl hingeschütteter Dinge ist die schönste Weltordnung.“ (Heraklit, um 500 v. Chr.)
Die kurze Sentenz ist eine leider immer noch zu kurz kommende Literaturgattung. Der isolierbare Aphorismus ist heruntergekommen zu lustiger Blödelei, windigem Wortspiel oder seichtem Gesinnungsspruch und sollte doch rehabilitiert werden zu einem philosophischen Gehalt in literarischer Gestalt, als satirisches Zwerg-Rätsel, als paradoxes Erkenntnisspiel zwischen Bild und Begriff, Gefühl und Gedanke, Phantasie und Verstand, Metapher und Metaphysik, ästhetischer Einbildungskraft und rationaler Urteilskraft.
Diese vieldeutig pointierten Maximen und Reflexionen bieten rationale Vernunftkritik in konzisen Gedankenexperimenten und stellen sich in die Tradition europäischer Moralisten seit dem 17. Jahrhundert. Esprit ist Weisheit im Witz.

„Ein lakonisches Volk sind wir nicht.“ (Johannes Gross, 1996)
„Der Witz ist das Prinzip und Organ der Universalphilosophie.“ (Friedrich Schlegel)
„Aphorismen sollte nur einer schreiben, der große Zusammenhänge vor sich sieht.“ (Robert Musil)
„Der Aphorismus ist nur aus seiner Stellung zwischen Philosophie und Poesie beschreibbar.“ (Stefan Fedler, 1992)
„Der Satz muss die Härte des Steins und das Zittern des Zweiges haben.“ (Nicolas Gomez Davila)