Mitteilungsblatt der Deutschen China-Gesellschaft

Bulletin of the German China Association

Li Bai gilt als einer der herausragenden Lyriker der Tang-Zeit, ja der Geschichte Chinas überhaupt. Bekannt ist er vor allem wegen seiner zahlreichen Lobgesänge auf den Wein, dem im Übrigen auch selbst ungehemmt zugesprochen haben soll. Das mag freilich den Ernst seines Anliegens verdecken: Betäubung durch Alkoholgenuss ist ihm das Mittel überhaupt, um die Übel des Lebens vergessen zu machen. Mehr noch als Kriege sieht er sie in der grundsätzlichen Problematik menschlicher Existenz von Vergänglichkeit, Alter und Tod. Dabei ist eins besonders wichtig: den Wein in der heiteren Ge-sellschaft Gleichgesinnter zu genießen. Im Grunde vertritt er damit einen Hedonismus, wie er auch in der Lyrik des Abendlandes seit den „alten Griechen“ immer wieder zum Ausdruck gebracht wird und wie er als „Pause aus dem Leben“ in der Form kultiviertes ge-selliges Zusammenseins für so manchen seinen Sinn bewahrt hat.