Mittelmaß und Wahn

Gesammelte Zerstreuungen

von

„Die westdeutsche Gesellschaft ist neuartig, banal und unergründlich. Seit seinen »Einzelheiten« (1961) hat Enzensberger ihre Evolution mit immer neuen Einreden und Beobachtungen begleitet. Wie es sich für einen Essayisten gehört, erhebt er keine systematischen Ansprüche. Er probiert die verschiedensten Mittel und Tonlagen aus, von der theoretischen Reflexion bis zum Sittengemälde, von der Nacherzählung bis zur verständnisinnigen Polemik, von der Reportage bis zur Text- und Medienanalyse. Auch die Themen dieses Bandes sind disparat. Sie reichen vom Deutschunterricht bis zu den Institutionen der internationalen Finanz und vom Wasserrecht bis zum Innenleben der Parteien. Begriffe wie der des Nullmediums und Figuren wie die des sekundären Analphabeten werden eingeführt und auf ihre Brauchbarkeit hin untersucht. Vor allem aber interessiert sich der freischweifende Kundschafter für die heimtückische Ironie der Verhältnisse und für die exotischen Geheimnisse des Mittelmaßes. Was Enzensbergers »Gesammelte Zerstreuungen« verbindet, ist am Ende weniger eine Methode als eine Haltung; er möchte sich weder von seinen Freunden noch von seinen Gegnern einschüchtern lassen.Über die Ignoranz; Bescheidener Vorschlag zum Schutze der Jugend vor den Erzeugnissen der Poesie; Literatur als Institution oder Der Alka-Seltzer-Effekt; Rezensenten-Dämmerung; Lob des Analphabetentums; Der Triumph der Bild-Zeitung oder Die Katastrophe der Pressefreiheit; Das Nullmedium oder Warum alle Klagen über das Fernsehen gegenstandslos sind II: Kassensturz. Ein Bonner Memorandum; Milliarden aller Länder, vereinigt euch! Andeutungen über die Weltbank und den Internationalen WährungsfondsIII: Der Wald im Kopf; Brunnenvergiftung. Eine ungehaltene Rede über das Wasserrecht und verwandte Gegenstände; Macht und Geist: Ein deutsches Indianerspiel; Die Vorzüge der Peinlichkeit; Das empfindsame Ungeheuer. Eine Wahlkampf-Unterhaltung; Die Leere im Zentrum des Terrors; Mittelmais und Wahn“