Mitten im Herbst

Es ist Herbst, wenn der Pelikan e.V. Schreibende nach Wernigerode einlädt. Sie kommen aus ihren Schreibrunden, bringen eigene Texte mit, lesen sie vor, stellen sich den Fragen und setzen sich damit auseinander. Ein Prozess beginnt, der alle Teilnehmer einbezieht. Schreiben wird als eine Form der Verdichtung erlebt. Das bedeutet sparsam zu erzählen, bei allem sprachlich genau und wahrhaftig zu sein. Unter den Schreibenden sind gestandene Autoren, Laien und Menschen, die mit Behinderungen leben müssen. Sie haben einen besonderen Blick auf die Wirklichkeit. Man könnte denken, die Teilnehmenden passen nicht zueinander.
Aber gerade im Miteinander öffnen sich oftmals völlig neue Sichtweisen.
In der Schreibwerkstatt erfahren Behinderte eine soziale Anerkennung, die den meisten sonst in ihrem Alltag, auch in den geschützten Werkstätten, versagt bleibt.
Durch die Freude an Farbe, Form und Formulierung werden Fantasien freigesetzt und aufgeschrieben.
Spontanen Einfällen wird Raum gegeben und literarische Ansätze werden durch die Mentoren behutsam freigelegt und weiterentwickelt.

Teilnehmer, die aufgrund ihrer intellektuellen Einschränkungen nicht schreiben können, setzten in diesem Jahr das Thema „Herbstseiten“ malerisch oder zeichnerisch um.
Für alle wird spürbar, worauf es im Leben ankommt. Jeder wird so, wie er ist, akzeptiert. Das ist der Stoff für literarisches Arbeiten.
Dorothea Iser