Mond über Beton

von

Zwölf Etagen Stahl umarmen das Kottbusser Tor, wo das
Herz aus Beton seit Anfang der Siebziger in unruhigem
Takt schlägt. Gefährlich sei der Kotti, schreibt die Presse,
ein sozialer Brennpunkt, Drogenumschlagplatz. Diffuse
Gefühle der Bedrohung treiben auch Mutlu, Aylin, Stanca, Marianne und Günther um, die im Gebäuderiegel Neues Zentrum Kreuzberg wohnen, einem Koloss aus Beton. Ihre Geschichten, eine Chronik persönlicher Schicksalsschläge, sind eng verwoben mit dem Leben
des Viertels. Als Stanca eines Nachts einen schrecklichen
Fund macht und Mutlus Söhne ins Drogenmilieu abzurutschen drohen, bildet sich eine Bürgerwehr. Unbemerkt bleibt dabei eine ganz andere, allumfassende Gefahr, die im Verborgenen an einem eigenen Ende schreibt.
Ein Platz erwacht zum Leben: Mit brillanten Dialogen
und szenisch-punktgenauen Beobachtungen erschafft
Julia Rothenburg empathische Porträts ihrer Figuren, die
jede für sich um eine selbstbestimmte Existenz kämpfen.
Wie die Gänge eines Gebäudes kreuzen sie sich, laufen
die sich zuspitzenden Ereignisse parallel, streben überraschend auseinander. Ein Bild urbaner Vielstimmigkeit entsteht, das auf Risse hinweist, die einzelne Leben und eine ganze Gemeinschaft auseinanderbrechen lassen können.