„Henning Kösslers Buch ist ein anregender Essay, der Beachtung verdient.“ (Martin Honecker, Theologische Rundschau 75/2010)
Dieses Buch bringt Klarheit in den Gebrauch der Wörter „Moral“ und „Ethik“. Die Sprache der Moral, das Sollen, wird rekonstruiert als die Sprache der Bedürftigkeit. Ihre Grenzen und ihr Missbrauch führen zu einer gründlichen Moralkritik. Im rasanten wissenschaftlich-technologischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte geht zudem ihre traditionelle Konsensfähigkeit verloren. Die nun wie Pilze aus dem Boden schießenden „Ethikkommissionen“ befassen sich jedoch gar nicht mit Ethik, sondern mit Moral, nämlich mit Normen für den Umgang der Menschen mit anderen Menschen. Ethik handelt dagegen vom Umgang des Menschen mit sich selbst und statt von Pflicht und Sollen anderen gegenüber von der Chance zur Humanität, die auf jeden wartet, der seine Selbstbesorgung hinter sich gelassen hat. Daß solche Humanität als Preisgabe der Selbstbesorgung mit Verzicht zu tun hat, bringt ihre christliche Herkunft mit und erläutert den Sachverhalt, daß Menschen nicht von Natur human sind, sondern es erst werden müssen. Das Buch versteht diese Ethik der Humanität als die aller Aufklärung widerstehende christliche Moderne, die ihr Zentrum in der Passionsgeschichte hat, aber mit den magisch-mythischen Geschichten, die der fromme Glaube dann um sie herum gebaut hat, nichts mehr anfangen kann.
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This book brings clarity to the use of the words ‘morals’ and ‘ethics’. The language of morality, that which one ought to do, is reconstructed as the language of need. Its boundaries and misuse lead to a fundamental criticism of morals. In the rapid scientific and technological progress of recent decades, traditional forms of consensus have been lost. The ‘ethics commissions’ which are now springing up like mushrooms are not in fact concerned with ethics but with morals, i.e. with the norms for human behaviour towards our fellow humans. The focus of ethics, in contrast, is man’s behaviour towards himself and, instead of duties and obligations to others, the chance to achieve humanity which awaits anyone who can leave their self-concern behind. Since this humanity requires the abandonment of self-concern and thus involves renunciation, its Christian origin is implicit and illustrates the fact that mankind is not humane by nature, but must become so. The book conceives this ethics of humanity as a Christian modernism which resists all enlightenment, which has the Passion story at its heart, but which can no longer relate to the magical-mythical stories which pious faith has built around it.
- Veröffentlicht am Mittwoch 27. November 2024 von Olms, Georg
- ISBN: 9783487142074
- 176 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover