Mosaik meines Lebens

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Artikel aus dem Tagesspiegel 2001: Schon vom Band des Anrufbeantworters klingt Rüdiger Trantow ebenso begeistert wie begeisternd. „Hach, das ist aber nett, dass Sie mich anrufen“, sagt die Stimme des ehemaligen Leiters der Steglitzer Musikschule aufmunternd zu jedem Anrufer. Rüdiger Trantow wird am Sonntag 75 Jahre alt – und trotz eines Schlaganfalls und zwei Bypässen macht er es nicht unter drei Partys: Vormittags kommen rund 50 Honoratioren, nachmittags feiert er en famille mit seiner Frau, einer ehemaligen Schülerin, abends schließlich lädt er zum Tanz. Drei Musiker aus Sankt Petersburg spielen ihm zu Ehren auf.

Noch zehn Jahre nach seiner Pensionierung – Trantow leitete von 1958 bis 1991 die Steglitzer Musikschule, die heutige Leo-Borchard-Musikschule Steglitz-Zehlendorf – bestimmt die Musik weiter sein Leben.

„Im Chor und Blockflötenensemble werden wir zusammen alt“, sagt Trantow. Er sagt das ohne Bitterkeit, denn: „Musik wischt den Staub von der Seele.“ Am liebsten ist ihm Schubert, knapp gefolgt von Mozart und Mendelssohn. 1965 übernahm er zusätzlich zur Leitung der Musikschule die des Kunstamts. So viel wie möglich auf einmal machen, und das auch noch gut, in Bewegung bleiben – das dürfte sein Lebensmotto sein.

Umtriebig war er schon immer: „In den 50er Jahren bin ich auf die Rummel gegangen und habe verwahrloste Kinder aufgesammelt, um mit ihnen Singspiele aufzuführen.“ Anfang der 60er Jahre zog er mit Akkordeon oder Gitarre durch die Schulen, um die Kinder mit der Musik bekannt zu machen. „Mein ganzes Leben besteht aus Musik, und daraus, mit Leuten umzugehen.“ 1983 erhielt er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Immer noch leitet Trantow die jährlichen Aufführungen von Humperdincks „Hänsel und Gretel“ oder Prokofjews „Peter und der Wolf“ im Konzertsaal der HdK, gespielt vom vor 35 Jahren von ihm begründeten „Steglitzer Kammerorchester“. Der Musiklehrer, der zunächst Pfarrer und Arzt werden wollte, aber dann doch Klavier und Blockflöte studierte, wirkte weit über Steglitz hinaus: 20 Jahre lang moderierte er beim SFB die Reihe „Geselliges Musizieren“ und engagierte sich als Chorleiter, Komponist, Dirigent sowie Juror der Staatlichen Prüfungskommission für die Musiklehrerprüfung. Seit 40 Jahren organisiert er die „Konzerte junger Solisten“. Dabei holte er auch eine elfjährige Geigerin erstmals vor die Kamera – Anne Sophie Mutter.