Mühlsteinauge

Gedichte

von

108 Gedichte aus zwölf Jahren. Ist das viel oder wenig? Diese Frage stellt sich bei Gedichten nicht. Man fragt nach deren Gehalt und Gewicht.
Die Antwort von Schorsch Langtoldes ist klar. Er bricht die Wirklichkeit poetisch, reflektiert Naturerscheinungen, Verhaltensweisen von Mitmenschen, seine eigene Haltung zur Welt. Er findet ungewohnte Wortbilder, weicht ab von der gewohnten Logik der Sprache und rollt auf diese Weise nicht nur Steine in den Lesefluss, sondern auch auf die ausgetretnen, gewohnten Wege der Grammatik. Langtoldes verabschiedet sich von Tradiertem. Und knüpft doch bei schon mal Dagewesenem an, etwa bei den Laut- und visuellen Gedichten eines Ernst Jandl. Wie dieser vertauscht er einzelne Worte, zerlegt die Sätze. Langtoldes hat Gottfried Benn und Georg Trakl gelesen, Georg Heym und Jakob von Hoddis, all die Dichter, die expressiv und unkonventionell auf ihre Weise gegen die allgegenwärtige Hysterie anschrieben oder sie zuspitzten. Und er hat daraus seine Schlüsse gezogen. Und diese zwischen 2005 und 2017 zu Papier gebracht.