Was nun die Sternstunde des August Kloster anbelangt, so will mir scheinen, dass ihr Leuchten am fünften September des Jahres 1923 um zwölf Uhr mittags am hellsten gewesen sein dürfte. Just in diesem Augenblick nämlich begann in Gersten ein festliches Mittagsmahl. Zu Tisch gebeten hatte die Witwe Theresia Lindemann …
Was? Schon wieder Gersten? Ja!
Nach seinem Erstling Der russische Besucher führt Bernhard Benedixen seine Leserinnen und Leser erneut ins Emsland. Seine Mutmaßungen gelten dem Gerstener Bauern August Kloster (1862–1930). Der war allem Anschein nach ein überaus wacher und reger Zeitgenosse, der weitaus mehr im Sinn hatte als nur Ferkel, Kälber und Küken. So einer kann dann auch mal eine wahre »Sternstunde« erleben und auskosten. Dass sein Leben indes nicht nur aus »Sternstunden« bestand, das dürfte sich von selber verstehen. Benedixen lässt – nicht ohne Witz und Humor – aus wenigen Hinweisen und Zeugnissen ein ganzes Menschenleben erstehen. Und zwar so, dass August Kloster auch als ein Kind seiner Zeit lebendig wird. Nicht nur als ein Gerstener und ein Emsländer, sondern vor allem als ein Mensch, der seinen eigenen Weg suchen und gehen muss. Und deshalb muss man auch nicht unbedingt eine Emsländerin oder ein Emsländer sein, um die Mutmaßungen über August genießen zu können.
- Veröffentlicht am Donnerstag 22. September 2016 von Fischer, Karin
- ISBN: 9783842244801
- 228 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur